Der Friedhof

Historischer Dorfrundgang Windischleuba

Station 6 - Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Treben

 

Friedhöfe haben ihre eigene Geschichte. Über Jahrhunderte entwickelten sich unterschiedliche Begräbniskulturen, die in unserer Region vorwiegend vom Christentum geprägt waren. Friedhöfe sind Orte des Erinnerns und des Nachdenkens und laden zu Begegnungen ein.

 

Zur Bestattung der Toten wurde früher die unmittelbare Umgebung der Kirchen genutzt. Auch die Kirche in Windischleuba war bis 1881 vollständig von einem Friedhof umgeben, bis Bestattungen in mitten der Dörfer wegen der Seuchengefahr nicht mehr gewollt waren oder der Platz um die Kirche nicht mehr ausreichte.

 

Der damalige Windischleubaer Rittergutsbesitzer und Patronatsherr Christoph Friedrich von der Gabelentz verkaufte 1629 ein Stück Feld an die Kirchgemeinde, sodass dort ein neuer Gottesacker (frühere Bezeichnung für Friedhof) angelegt werden konnte.  

 

Als die „schwarze Pest“ auch in unserer Gegend auftrat, nutzte man wegen der Ansteckungsgefahr den neuen Gottesacker außerhalb des Kirchenhofes.  

Am 18. September 1633 wurde hier die erste Person von Pfarrer Grimm beerdigt. Das Kirchspiel Windischleuba hatte damals 1014 Einwohner, von denen innerhalb von fünf Monaten 200 Personen an der Pest starben. Darunter war auch Pfarrer Grimm mit seiner gesamten Familie. Täglich fanden Beerdigungen statt, sogar sonntags. Auf Grund der vielen Sterbefälle wurden Tode sogar in Privatgärten begraben.

1844 regelte eine neue Begräbnisordnung, dass an Sonn- und Feiertagen keine Begräbnisfeiern stattfinden dürfen. In dieser Zeit wurde in Windischleuba auch der erste Totengräber angestellt. Bis dahin übernahmen jeweils Nachbarn des Verstorbenen diesen „Liebesdienst“.

 

Als die Cholera (Infektionskrankheit, einhergehend mit schweren Durchfällen) im Altenburger Land ausbrach, blieb auch Windischleuba nicht verschont. Die Leichen durften wegen der hohen Ansteckungsgefahr nicht zu Hause aufgebahrt werden. Deshalb baute man 1866 auf dem Gottesacker eine Leichenhalle. Nach dem Ende der Seuche wurden in dem Gebäude Leichenwagen abgestellt, die Toten wurden wieder in ihren Häusern, Scheunen oder anderen Nebengebäuden aufgebahrt. Die Leichenwagenhalle wurde später vergrößert.

 

1881 erfolgten die Erweiterung des Friedhofes auf seine heutige Größe und die Anlage von Erbbegräbnissen (Familiengräber) an allen vier Seiten sowie der Bau eines neuen Einganges und eines Brunnens.  

Einst umgab eine Mauer das Gelände. Diese wurde später ersetzt durch einen Eisenzaun, der zum Teil noch heute sichtbar ist.

 

Der Brauch der Aufbahrungen im Haus des Verstorbenen endete in den 1950er Jahren. Die Halle auf dem Friedhof wurde deshalb so umgebaut, dass dort Trauerfeiern stattfinden können. Ab 1945 gab es Urnenbestattungen und eine Kriegsgräberanlage für die Opfer des amerikanischen Bombenangriffes, der am 14. April 1945 zwischen Gerstenberg und Borgishain stattfand.  

 

Seit dem 1. Januar 1996 verwaltet die Verwaltungsgemeinschaft „Pleißenaue“ mit Sitz in Treben den Friedhof.

Im November 2001 wurde die anonyme Urnengemeinschaftsanlage eingeweiht.

Die große Freifläche am Friedhofseingang bekam 2011 ein neues Aussehen. Am Ewigkeitssonntag 2011 (17. November) wurde das neue Eichenkreuz mit der Inschrift „Liebe ist stärker als der Tod“ aufgestellt. 2013 erfolgte die Aufstellung eines Gedenksteines für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges im Bereich des früheren Eingangs. Alle Getöteten und Vermissten aus der Gemeinde Windischleuba wurden dort namentlich erfasst. Auch entstand in dieser Zeit eine neue Urnengemeinschaftsanlage mit einer Namensplatte, die bereits 2022 erweitert wurde.

Einen besonderen Platz nehmen die Grabstätten der Angehörigen der einstigen Rittergutsbesitzer aus den Familien von der Gabelentz und von Münchhausen ein. Andere alte Grabsteine mit Inschriften, die früher auf dem Kirchhof standen, bekamen Ehrenplätze auf dem Friedhof.  

 

Ein Spaziergang auf dem Windischleubaer Friedhof mit seinen Birkenalleen ist ein lohnenswertes Ziel. Einst schrieb Pfarrer Eckardt, der Friedhof sei einer der Schönsten im Altenburger Land.

Ortschronistin Gabriele Prechtl

 

 

Bildquellen: S. Rothe und Gabriele Prechtl

 

Historischer Dorfrundgang Windischleuba


Der beschilderte Dorfrundgang mit seinen acht Stationen entstand gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern von Windischleuba im Rahmen von „Der fliegende Salon – Kulturaustausch im Altenburger Land“. Dieses Projekt wird gefördert in TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, sowie durch die Thüringer Staatskanzlei.