Kirche St. Nikolaus und Kirchhof

Historischer Dorfrundgang Windischleuba

Station 4

 

Die Kirche in Windischleuba ist umgeben von einem Kirchhof, der bis 1881 als Begräbnisplatz diente.

Die Kirche könnte bereits in der Mitte des 12. Jahrhunderts während des Landesausbaus unter den Staufern entstanden sein. Urkundliche Nachweise gibt es erst für die Zeit nach 1200. Überliefert ist, dass es in der Nähe der heutigen Kirche ab 1364 eine Dorotheenkapelle gab. Zwischen 1492 und 1507 wurde unter Verwendung früherer, romanischer Bauteile eine Saalkirche mit Westturm errichtet. 1492 weihte Bischof Heinrich von Naumburg einen dem Heiligen Nikolaus geweihten Altar. Im 16. Jahrhundert folgte an der Südseite der Kirche ein zweigeschossiger Anbau mit der Sakristei und der Patronatsloge. Das Langhaus ist mit einem Netz- und der Chor mit einem Kreuzgewölbe versehen.

Die klassizistisch gestalteten, holzvertäfelten Emporen entstanden 1820–1822. Die damals defekte Orgel wurde durch eine größere aus der Werkstatt des Adorfer Orgelbaumeisters Trampeli ersetzt.  

1907 kam es während einer Neugestaltung des Kircheninneren auch zur Anlage einer Gedächtniskapelle im Turm, 1968 zu einer Restaurierung. Die Orgel wurde ab 1992 instand gesetzt. Am 2. Juli 2022 feierte die Kirchgemeinde das 200jährige Bestehen der Orgel mit einem Konzert des Kantors der Dresdener Frauenkirche Matthias Grünert.

Kunsthistorisch besonders wertvoll ist das Grabmonument für Georg Ernst von Zehmen (gest. 1728) aus Marmor, das sich in einer Wandnische der Patronatsloge befindet. Die übrigen Grabmäler ehemaliger Besitzer des Ritterguts befinden sich auf dem Kirchhof.

Der geschnitzte Taufstein wurde 1867 von der Anspanngutsbesitzerin Anna Heinke aus Borgishain gestiftet. Die zwei neuen Messingkronleuchter spendeten 1996 die Nachfahren der Windischleubaer Mühlenbesitzer Heitzsch.

Drei Läuteglocken sowie eine Taufglocke erklangen einstmals vom Turm der Kirche. Die Taufglocke verkaufte man 1553 nach Stünzhain. Überliefert ist, dass die Glockenfabrik Carl Friedrich Ulrich 1842 drei neue Glocken mit wertvollen Inschriften für die Dorfkirche in Windischleuba goss. Diese Glocken wurden während des Zweiten Weltkrieges eingezogen. Sie kamen 1947 unbeschadet zurück.

Die noch funktionstüchtige Turmuhr stammt aus dem Jahr 1863.

Die Turmkugel wurde im Dreißigjährigen Krieg beschädigt. Sie wurde 1724 und 1842 erneuert und dient bis heute zur Aufbewahrung von Zeugnissen aus der Geschichte Windischleubas.

Rings um die Kirche befindet sich der historische Kirchhof, der einstmals als Begräbnisstätte diente (siehe auch unter Friedhof), und das Pfarrhaus. Die Kirche besaß selbst nach der Reformation, die in Windischleuba 1528 durch einen Pfarrer Hübschmann eingeleitet wurde, noch ausreichend Land. Die Pfarrer wurden wie die Lehrer bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts vom Rittergutsbesitzer als dem Patronatsherren eingesetzt. Dieser sorgte auch für den Ausbau des Pfarrhauses. Noch heute ist über der Eingangstür des historischen Pfarrhauses das Wappen derer von der Gabelentz zusammen mit der Jahreszahl 1602 zu sehen. Inzwischen befindet sich das Pfarrhaus in Privatbesitz, weshalb für die Gottesdienste während der kalten Jahreszeit in der ehemaligen Sakristei der Kirche ein Versammlungsraum eingebaut wurde. Das geschah nach dem großen Sturmschaden am Kirchturm 2005.  

Zur Kirchgemeinde Windischleuba gehören auch die Orte Pähnitz, Borgishain, Remsa, Schelchwitz, Zschaschelwitz, Poschwitz und bis 1880 Kraschwitz. Aus diesen Orten werden die Menschen in Windischleuba getauft, getraut und begraben. Heute wird die Kirchgemeinde Windischleuba vom Evangelisch-Lutherischen Pfarramt Treben betreut. In den Kirchenbüchern sind alle kirchlichen Ereignisse lückenlos seit 1627 festgehalten.  

Der Kirchenchor besteht seit 1949. Er ist hervorgegangen aus dem örtlichen Männergesangsverein.

Nicht mehr vorhanden ist ein 1535 errichtetes Hospital, das bis 1970 im Bereich des heutigen Parkplatzes bestand. Es war gebaut worden aus dem Abbruchmaterial der einstigen Dorotheenkapelle.

Zur Umgebung der Kirche gehört auch die Schule, die nach der Reformation hinter dem Hospital errichtet wurde. Immer wieder musste die Schule erweitert werden. Bis heute befindet sie sich im Bereich des Pfarrgartens. Sie beherbergt die Staatliche Grundschule Windischleuba.

 

Ortschronistin Gabriele Prechtl

 

 

Bildquellen: Staatsarchiv Altenburg, Nachlass von P. Leidner, Postkarten und Fotos aus Archiv von G. Prechtl

 

Historischer Dorfrundgang Windischleuba


Der beschilderte Dorfrundgang mit seinen acht Stationen entstand gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern von Windischleuba im Rahmen von „Der fliegende Salon – Kulturaustausch im Altenburger Land“. Dieses Projekt wird gefördert in TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, sowie durch die Thüringer Staatskanzlei.