Vierseithof

Historischer Dorfrundgang Windischleuba

Station 8 - An der Mühle 1

 

Nähert man sich dem Gebiet der Pleiße und der Mühle, fällt schon von weitem der große, gepflegte Bauernhof mit seiner massiven, hölzernen Toreinfahrt und der kleinen Pforte auf. An zwei Giebeln erkennt man die Initialen der einstigen Besitzer.

Als Anspannergut wurde ein Bauernhof bezeichnet, der Zugvieh besaß und damit auch Frondienste leisten musste. Das einstige Anspannergut an der Mühle 1 wird im Erbbuch 1557 als dem Amt Altenburg lehns- und zinspflichtig erwähnt. Als Erbzins mussten damals 42 Groschen und verschiedenste Naturalien gezahlt werden.

 

Über Jahrhunderte wechselten die Besitzer. Ein einschneidendes Ereignis gab es 1770: Es fand ein Licitations-Termin statt, das heißt, das Gut wurde ungeteilt versteigert. Zu dem Besitz gehörten außerdem ein Garten „ungefähr 4 Acker groß, 18 Acker Feld, 1 Acker Wiese und 3 Pferde“.  

 

1779 wird ein Christoph Weber als Eigentümer genannt, dessen Tochter am 18. Januar 1797 Georg Zetzsche heiratete. Sie bewirtschafteten das Gut der Eltern. Am 14. Dezember 1812 brannten Wohnhaus und Seitengebäude vollständig ab. Die Gebäude wurden aber bald wieder aufgebaut. Die davon zeugende Inschrift kann man heute noch vor der Bohlenstube lesen: „G.Z. 1814“.

 

Der Bauer und Anspanner Jacob Erler aus Zschernitzsch heiratete eine Nachfahrin Georg Zetzsches und kaufte seinem Schwiegervater das Gut für 10 000 Taler ab. Er führte bauliche Veränderungen an den Gebäuden durch. „J.E. 1881“ steht am Wohnhausgiebel.

 

Beim großen Pleiße-Hochwasser am 4. Februar 1909 wurde auch dieses Gut stark beschädigt. 1910 erwarb Kurt Hesse aus Nobitz das 17,1 ha große Anwesen und baute 1921 eine neue Scheune (Inschrift: K. Hesse 1921). Kurt Hesses Sohn Martin hatte zwei Töchter. Die Jüngere, Annemarie verheiratete Schlegel, übernahm nach dem Tod des Vaters das Bauerngut.

Wie alle Bauern mussten auch Schlegels in der DDR der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft beitreten. Die Bauern verloren durch den Beitritt zur LPG nicht ihre Besitzrechte, waren aber nicht mehr selbstständig

Nach der Friedlichen Revolution 1989 konnten sie ihren Bauernhof wieder selbst bewirtschaften.  

 

Ortschronistin Gabriele Prechtl

 

Bildquellen: Zeichnung aus Bauernhofbilder des Altenburger Landes, Bild 57, Hof Schlegel 1931 von Max Hahn; Stallgebäude 2002 und Wohnhaus 2003 von Gabriele Prechtl

 

Historischer Dorfrundgang Windischleuba


Der beschilderte Dorfrundgang mit seinen acht Stationen entstand gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern von Windischleuba im Rahmen von „Der fliegende Salon – Kulturaustausch im Altenburger Land“. Dieses Projekt wird gefördert in TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, sowie durch die Thüringer Staatskanzlei.